Senatorin Stahmann legt ersten Jugendbericht vor
23.01.2023
Die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und die Jugendverbandsarbeit in Bremen sollen weiterentwickelt werden – inhaltlich sowie hinsichtlich der Finanzierungssystematik, die bislang an der Jugendeinwohnerzahl und der sozialen Lage im Stadtteil ausgerichtet ist. Die Grundlagen für die weitere Debatte schafft Sozialsenatorin Anja Stahmann mit dem ersten Jugendbericht der Stadtgemeinde Bremen. Er ist der Auftakt für einen breiten kinder- und jugendpolitischen Diskurs mit Trägern und Verbänden.
„Das System der Finanzierung ist fast schon ein Vierteljahrhundert alt“, sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. „Auch, wenn es immer wieder angepasst worden ist, wird es Zeit für eine grundlegende Neuausrichtung.“ Das betreffe auch die inhaltlichen Angebote der Offenen Jugend- und der Jugendverbandsarbeit: „Wir wollen das gesamte Thema jetzt mit den Beteiligten diskutieren und auf neue Füße stellen.“ Dabei sollen Kinder und Jugendliche in die Weiterentwicklung eng eingebunden werden.
Mehr Geld für Jugendarbeit als anderswo
Knapp 21 Millionen Euro hat das Land Bremen im Jahr 2020 für die Jugendarbeit aufgewandt. Das sind 58 Prozent mehr als im Jahr 2009. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Bundesweit ist diese Zunahme ein Spitzenwert, den Bremen sich nur mit Brandenburg teilt. Die Länder liegen im Mittel zwischen 11 und 33 Prozent Aufwuchs in diesem Zeitraum. Selbst wenn man die Teuerung gegenrechnet, steht in Bremen heute spürbar mehr Geld für die Jugendarbeit zur Verfügung als im Jahr 2009 (plus 28 Prozent).
Betrachtet man die Pro-Kopf-Ausgaben für die Jugendarbeit – bezogen auf alle jungen Menschen zwischen sechs und unter 21 Jahren – hängt Bremen auch noch Brandenburg ab: Pro Person wendet das Land jährlich 224 Euro auf. Damit liegt Bremen auch im Stadtstaatenvergleich vorn, gefolgt von Berlin mit 199 Euro und Hamburg mit 148 Euro pro Person und Jahr. Senatorin Stahmann: „Alle sozialpolitischen Vergleiche zeigen, dass Bremen eine herausgehobene Stellung unter den Ländern hat, was die sozialen Problemlagen angeht. Die Vergleiche mit den anderen Ländern zeigen nun auch, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen und Geld in die Hand nehmen, um Kinder und Jugendliche zu fördern und in ihrer Entwicklung zu unterstützen.“
Gröpelingen und Osterholz an der Spitze
Das spiegelt sich nicht nur in der Höhe der Ausgaben im Ländervergleich wider, sondern auch darin, wie die Sozialindikatoren sich auf die Mittel der stadtteilbezogenen Offenen Jugendarbeit auswirken: Gröpelingen und Osterholz liegen an der Spitze mit 216 Euro und 176 Euro pro jungem Menschen, die niedrigsten Pro-Kopf-Ausgaben werden ausgewiesen für Schwachhausen (39 Euro) und Oberneuland (51 Euro).
„Dieses System ist vor fast einem Vierteljahrhundert ersonnen worden – und stößt immer wieder an seine Grenzen“, sagte Senatorin Stahmann. Änderten sich die Sozialdaten oder gehe die Zahl der junge Menschen in einem Stadtteil zurück, folgen daraus grundsätzlich auch finanzielle Kürzungen – ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen oder konkrete Bedarfe der Jugendlichen vor Ort. „Wir müssen eine Bedarfsermittlung entwickeln, die fachpolitisch bei den Beteiligten Rückhalt findet“, sagte die Senatorin weiter. „Diesen Prozess will ich mit dem vorliegenden Jugendbericht anstoßen.“
Planungssicherheit erhöhen, Öffnungszeiten überprüfen
Fachlich erforderlich ist es aus Sicht von Senatorin Stahmann unter anderem, die Planungssicherheit für die Träger der Offenen Jugendarbeit und der Jugendverbandsarbeit zu erhöhen und die Förderrichtlinie für die Honorare anzupassen. Zudem sollten die Angebote der Offenen Jugendarbeit weiterentwickelt werden und die Vielfalt jugendlicher Lebenswelten stärker aufgreifen. Auch eine Überprüfung der Öffnungszeiten legt der Jugendbericht nahe. Eine Befragung von Jugendlichen im Rahmen seiner Erstellung hat gezeigt: freitags – und vor allem samstags – gehen Angebot und Nachfrage spürbar auseinander.
Den Bericht gibt es hier zum Download.
Quelle: Senatspressestelle, Die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, 18.01.2023