Gemeinsame Perspektive auf den nicht-invasiven Pränataltests (NIPT)

10.06.2022

„Hauptsache das Kind ist gesund.“ Diesen Standardsatz hören wohl die meisten werdenden Eltern. Ein Verfahren, um das Risiko für Chromosomenabweichungen bereits früh in der Schwangerschaft zu erheben, ist der sogenannte NIPT, der nicht-invasive Pränataltest.

Es handelt sich um einen Bluttest, durch den Schwangere einen Hinweis darauf erhalten sollen, ob ihr zukünftiges Kind ein Risiko trägt, bspw. Trisomie 21 zu haben. Dieser Test soll, nach dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Kassenleistung werden.

An dieser Kassenzulassung wird vielfach Kritik erhoben. Von medizinischer Seite, wie dem Berufsverband niedergelassener Pränatalmediziner e.V., wird eingebracht, dass es keine klare medizinische Indikation für den Test gibt. Vielmehr soll die individuelle Situation der Schwangeren entscheidend sein.

Die Expert*innen befürchten deshalb, dass dadurch die Untersuchung so häufig angewandt werden könnte, dass sie einer Reihenuntersuchung gleichkommt. Das Bündnis #NONIPT weist daraufhin, dass die Aussagekraft des Tests gering ist und die Schwächen des Tests nicht bekannt sind. Außerdem sind die Versicherteninformationen nicht neutral formuliert und das Ziel, einen Großteil der invasiven Untersuchungen in der Schwangerschaft zu verhindern, kann nicht durch den NIPT erreicht werden. Vielmehr unterstütze der NIPT nicht die Selbstbestimmung der Schwangeren.

Diese erhalten vielmehr durch die Zulassung des Tests den Hinweis, dass eine vorgeburtliche Selektion aufgrund einer Behinderung gesellschaftlich erwünscht sei. Und damit kann auch eine begleitende psychosoziale Beratung nicht jene fatale Botschaft „wegaufklären“, dass Kinder mit Trisomie vermieden werden könnten.

In einer gemeinsamen Veranstaltung der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau und des Büros des Landesbehindertenbeauftragten am

Mittwoch, 29. Juni 2022 von 17 bis 20 Uhr im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft

soll nun umfassend zu NIPT informiert sowie Konsequenzen für Schwangere, werdende Eltern und unsere Gesellschaft mit den Anwesenden diskutieren werden. Ziel der Veranstaltung ist es, die unterschiedlichen Bedarfe benennen zu können sowie einen Appell an die Politik zu formulieren.

„In unserer Veranstaltung wollen wir eine gemeinsame Perspektive auf den nicht-invasiven Pränataltests (NIPT), dessen Konsequenzen für Schwangere, werdende Eltern und unsere Gesellschaft diskutieren. Hierfür werden wir sowohl in einem Input eine Einführung zum Thema Pränataldiagnostik und NIPT bekommen, als auch Einblicke in den Beratungsalltag mit Schwangeren erhalten. Außerdem werden wir die Perspektiven der Disability Studies hören. In einer folgenden Diskussion wollen wir uns dazu austauschen, welche Bedarfe wir sehen und was wir uns als Appell an die Politik wünschen“, so die Veranstalter*innen.

Als Referentinnen nehmen Prof. Dr. Swantje Köbsell (Disability Studies, Universität Bremen), Dr. Marina Mohr (CARA – Beratungsstelle zu Schwangerschaft und Pränataldiagnostik) und Luisa Hilbrand (Gesundheitswissenschaften, Universität Bremen) teil. Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Monika Urban von der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF). Grußwort und Ausblick werden der Landesbehindertenbeauftragter Arne Frankenstein und Bettina Wilhelm als Landesfrauenbeauftragte halten.

Die Teilnahme ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung bis zum 15. Juni 2022 telefonisch unter (0421) 361 18 181, per E-Mail an office@lbb.bremen.de oder über ein Online-Formular. Zur Planung von Unterstützungsmöglichkeiten können Interessierte ihren konkreten Bedarf (Gebärden-, Schriftdolmetscher*innen etc.) frühzeitig mitteilen.

Hier finden Sie das Programm, weitere Informationen zu den Hintergründen und die Online-Anmeldung

Quelle: Der Landesbehindertenbeauftragte der Freien Hansestadt Bremen, 09.06.2022