Was ist eigentlich… eine Teilzeitausbildung?
Fast jeder dritte Bremer Haushalt mit Kindern wird im Jahr 2020 von nur einem Elternteil geführt, deutlich mehr Haushalte als im Rest von Deutschland. Gerade Alleinerziehende haben eine besondere Verantwortung für ihre Kinder: die Arbeit im Haushalt und das Sorgen für die Kinder stehen an erster Stelle und es gibt niemanden, mit dem man diese Aufgaben teilen kann.
Für viele Alleinerziehende – vor allem mit kleinen Kindern – ist es deshalb schwierig, neben der Sorgearbeit berufstätig zu sein oder eine Ausbildung zu beginnen.
Seit 2005 gibt es deshalb die Möglichkeit, eine Ausbildung auch in Teilzeit zu machen. Eine Teilzeitausbildung kann Vereinbarkeit von Familie und Beruf während der Ausbildung ermöglichen. Aber wie genau ist so eine Teilzeitausbildung aufgebaut und für wen bringt sie Vorteile?
Wie genau kann man sich eine Teilzeitausbildung vorstellen?
Eine Ausbildung in Teilzeit ist generell in allen anerkannten, dualen Ausbildungen möglich: also alle Ausbildungen, in denen man in einem Betrieb arbeitet und auch die Berufsschule besucht. Die Berufsschule besucht man in der Regel weiterhin, zusammen mit allen anderen Azubis, in Vollzeit.
Manche Berufsschulen bieten allerdings auch schon reduzierte Unterrichtszeiten an, informiere dich dafür am besten bei deiner Berufsschule bzw. bei der Berufsschule, die du nach Beginn deiner Ausbildung besuchen würdest. Die Arbeit im Betrieb findet hingegen in Teilzeit statt.
Es gibt zwei Varianten, in denen eine Teilzeitausbildung möglich ist:
Wenn du mindestens 25 Stunden in der Woche im Betrieb arbeiten kannst, kann die Ausbildungsdauer nicht verlängert werden.
2) mit Verlängerung der Ausbildungsdauer
Wenn du weniger als 25 Stunden in der Woche arbeiten kannst, verlängert sich die Ausbildung entsprechend. Maximal lässt sich die Ausbildung aber nur auf das 1,5-fache der regulären Zeit verlängern.
Dauert deine Ausbildung in Vollzeit z. B. 3 Jahre, kann sie in Teilzeit auf höchstens insgesamt 4,5 Jahre verlängert werden. Die Ausbildung muss aber nicht immer verlängert werden; ob und wie deine Ausbildungszeit verlängert wird, ist bei jedem Azubi in Teilzeit unterschiedlich.
Du fragst dich, ob eine Ausbildung in Teilzeit das richtige für dich und deine Familie ist?
Besonders für Menschen,
- die alleine für ein oder mehrere Kinder verantwortlich sind,
- die Familienmitglieder pflegen
- die eine Beeinträchtigung oder gesundheitliche Probleme haben,
- die ihre Ausbildung wegen einer Schwangerschaft, einer Krankheit oder einem anderen Grund länger unterbrechen mussten,
ist eine Teilzeitausbildung eine gute Chance, einen Beruf zu erlernen. Sprich am besten mit deinem Ausbildungsbetrieb darüber, welche Möglichkeiten es gibt.
Generell ist eine Ausbildung in Teilzeit aber für jede Person in jedem Alter möglich. Vielleicht möchtest du neben deiner Ausbildung noch einem weiteren Job nachgehen oder du hast ein zeitintensives Hobby, das du nicht vernachlässigen möchtest. Auch dann könntest du über eine Ausbildung in Teilzeit nachdenken.
Wie kann man eine Teilzeitausbildung am besten finanzieren?
Manche Betriebe zahlen bei einer Ausbildung in Teilzeit das gleiche Gehalt wie in Vollzeit, dies ist aber von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Wenn du in der Ausbildung nicht genug verdienst, egal ob in Voll- oder Teilzeit, kannst du verschiedene Unterstützungen beantragen:
Wenn du für ein Kind sorgen musst und/oder in einer eigenen Wohnung lebst, hast du vielleicht Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB).
BAföG-Berechtigte mit Familienverantwortung werden besonders gefördert, unter anderem durch einen Kinderbetreuungszuschlag.
Beim Mietzuschuss wird die Miete ohne Heizkosten, Warmwasser und Strom, zuzüglich des Betrages zur Entlastung bei den Heizkosten bezuschusst – gilt aber i. d. R. nicht, wenn du BAföG oder Leistungen nach dem SGB III erhältst.
Wenn du ein oder mehrere Kinder hast, kann ElterngeldPlus für dich interessant sein. Denn für alle, die Teilzeit arbeiten, kann sich ElterngeldPlus besonders lohnen.
Kinderzuschlag (KiZ) kannst du bekommen, wenn dein Einkommen für den eigenen Lebensunterhalt reicht, aber es nicht oder nur knapp ausreicht, um auch für den gesamten Bedarf deiner Familie aufzukommen.
Informiere dich und lasse dich am besten bei den entsprechenden Anlaufstellen individuell beraten.
Was ist noch wichtig zu wissen, wenn du dich für das Thema Teilzeitausbildung interessierst?
Worauf du achten solltest:
- Achte darauf, dass die Teilzeitvereinbarung in deinem Ausbildungsvertrag mit deinem Betrieb geregelt ist.
- Vereinbare mit dem Betrieb deine Arbeitszeiten, damit du deine Care-Aufgaben optimal wahrnehmen kannst.
- Sprich mit dem Unternehmen darüber, ob und wie sich die Länge der Ausbildung verändert.
Dein Betrieb muss mit der zuständigen Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer abklären, wie sich der Ausbildungsplan verändert. Die zuständige Kammer muss dieser Änderung zustimmen. Außerdem wird die Berufsschule darüber informiert, dass die Ausbildung in Teilzeit stattfindet.
Für dich ist wichtig zu wissen, dass du, genau wie bei einer Ausbildung in Vollzeit, Urlaubsanspruch hast. Wenn du an jedem Tag, an dem in deinem Betrieb gearbeitet wird, da bist, hast du aktuell einen Anspruch auf 24 Urlaubstage.
Wo kannst du dich in Bremen zur Teilzeitausbildung beraten lassen?
In Bremen gibt es viele Beratungsstellen, bei denen man noch mehr Infos zu Teilzeitausbildungen und Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz erhalten kann.
Du hast Fragen zur Ausbildungsplatzsuche, zur Orientierung auf dem Ausbildungsmarkt oder zu einzelnen Ausbildungsberufen? Dann kannst du dich an folgenden Stellen wenden:
Menschen, die an einer Ausbildung im Handwerk interessiert sind, können sich im Rahmen des Projekts „Passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen“ oder gezielt zum Thema Teilzeitausbildung beraten lassen.
Die Handelskammer bietet eine Ausbildungsberatung und steht hier bei allen Fragen rund um Ausbildung mit Rat und Tat zur Seite.
Bei der Jugendberufsagentur kannst du dich persönlich, telefonisch oder online beraten lassen.
Wenn du schon eine Ausbildung angefangen hast und du Probleme im Betrieb, in der Berufsschule oder privat hast, kannst du dich auch an das Projekt „Bleib dran“ wenden. Hier entwickelt man mit dir zusammen Lösungen für dein Problem, so dass du deine Ausbildung nicht abbrechen musst.
Frauen* können sich bei der Beratungsstelle „Frauen in Arbeit und Wirtschaft“ zu beruflicher (Neu-) Orientierung, Ausbildung, Wiedereinstieg und zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie beraten lassen.
Die Frauenberatungsstelle bietet zudem Beratung und Begleitung speziell für Alleinerziehende und zu Ausbildung/Umschulung in Teilzeit.
Lisa Wichmann hat im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit ein einwöchiges Praktikum beim familiennetz bremen absolviert. In ihrem Studiengang „Arbeitsmarktmanagement“ beschäftigte sie sich bereits mit dem Thema „Teilzeitausbildung“ und damit, welche Bedeutung (Teilzeit-)Ausbildungen bei der Reduzierung von Armut, besonders für alleinerziehenden Frauen, hat.