Gemeinsam wachsen: Als Familie und mit der Natur

© Frauengesundheit in Tenever (FGT)

An welche Orte denkst Du, wenn ich Dich nach grünen Ecken in Bremen frage? Vielleicht der Bürgerpark, der Werdersee oder das Blockland? Wir sagen Tenever!

Oft ungeahnt, zwischen den Hochhausschluchten der Neuwieder Straße, verbirgt sich eine grüne Oase des Quartiers. Hier gärtnern wir von Frauengesundheit in Tenever (FGT) zusammen mit dem Treffpunkt Natur und Umwelt e.V. mit alleinerziehenden Frauen* und ihren Kindern.

Im Gemeinschaftsgarten „Querbeet“ wird fleißig gewerkelt, gepflanzt, geerntet, gekocht, gegessen und gespielt. Es gibt immer viel zu tun, aber Zeit für einen Kaffee und Schnack mit Freundinnen* bleibt immer!

Gärtnern tut Seele und Gesundheit gut

Was hat Gärtnern mit Gesundheit zu tun? Gärtnern und draußen in der Natur sein, tut der Seele gut. Zahlreiche gesundheitswissenschaftliche und umweltpädagogische Studien haben hierfür Belege gefunden. Aktivitäten im Garten oder in der Natur können beispielsweise wesentlich dazu beitragen, Stress abzubauen.

Besonders in Zeiten der Pandemie waren und sind alleinerziehende Mütter* angesichts von Home Schooling, Personalausfällen oder Corona-Fällen an Kitas und Schulen besonderen Herausforderungen und Zusatzbelastungen in ihrer Care-Arbeit ausgesetzt. Der Gemeinschaftsgarten bietet einen Ort, gemeinsam mit den Kindern – im wahrsten Sinne des Wortes ­­­– frische Luft zu schnappen, auf Nachbarinnen* und Frauen* in ähnlichen Lebenssituationen zu treffen und in der Kinderbetreuung entlastet zu werden.

So tut nicht nur das Gärtnern an sich gut, sondern auch der soziale Kontakt und Austausch mit anderen Müttern* und Frauen*. Oft saßen wir daher nach der Gartenarbeit noch zusammen und haben den Tag ausklingen lassen.

Gemeinsam etwas anzupacken, zum Beispiel im Garten die Hochbeete zu bauen, kann ohne Frage schweißtreibend sein. Es befördert aber auch neue Fähigkeiten zu Tage. Schrauben, Sägen, Pfähle setzen – einen Zaun, um die gefräßigen Kaninchen abzuhalten, haben viele von uns zum ersten Mal gebaut. Das schafft Mut und Selbstvertrauen – auch für den Alltag jenseits des Gartens.

Das ist auch ein wesentliches Ziel unseres Projektes: „Digital Empowerment – Neue Wege in der Gesundheitsförderung für alleinerziehende Frauen“.

„Digital Empowerment“ ist ein englischer Begriff und bedeutet zu Deutsch: digitale Selbstermächtigung. Das meint den selbstbestimmten, souveränen und auch kritischen Umgang mit digitalen Medien zum eigenen Vorteil im Alltag. Ein solcher Vorteil kann zum Beispiel ein leichter und informierter Zugang zu geprüftem Wissen über Gesundheit und Möglichkeiten zur Stärkung der Resilienz (Widerstandskraft) sein.

Auch das Gärtnern im „Querbeet“-Gemeinschaftsgarten begleiten wir digital und stellen das Wissen und praktische Tipps zum Gärtnern und nachhaltiger Ernährung online zur Verfügung.

Seit Januar 2021 wird das Projekt „Digital Empowerment-Neue Wege in der Gesundheitsförderung für alleinerziehende Frauen“ von FGT umgesetzt.  Das Projekt wird gefördert durch die BZgA im Auftrag und mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen nach §20 SGB V.

Frisch auf den Tisch

Der Garten ist nicht nur ein Begegnungsort für Menschen, sondern auch Begegnungsort mit der Natur. Wir lernen (wieder), regionales Obst und Gemüse selbst anzubauen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für uns selbst. Wir vermeiden unnötigen Verpackungsmüll, denn wir ernten direkt vom Beet.

Wir können sicher gehen: das Obst und Gemüse ist frei von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Konservierungsstoffen. So wird Bio-Gemüse auch erschwinglich für jene, die es sich sonst nicht leisten können. Es kommt immer frisch auf den Tisch ohne weite Wege zurückzulegen. Und einige Frauen* bestätigen: es schmeckt auch besser als vom Supermarkt!

Viele Rezepte haben wir bei gemeinsamen Kochaktionen im Garten selbst ausprobiert und die Ernte verarbeitet: Zucchini-Puffer, Johannisbeerkuchen oder Kürbissuppe. Oft sind die Rezepte mit Ideen der Frauen* – inspiriert aus ihren Herkunftsländern — verfeinert und neu gedacht worden.

Rezepte zum Nachkochen gesucht? Klickt hier in unserem Blog.


Gärtnern auch online?!

Selbstverständlich braucht es zum Gärtnern ein Stück Land, einen Balkon oder zumindest eine Fensterbank in der analogen Welt. Doch das Wissen übers Gärtnern, Ernährung und Gesundheit muss nicht an einen Ort wie „Querbeet“ gebunden sein und kann Stadtteilgrenzen durchbrechen.

Interessierte, vor allem Frauen* und Mütter*, die uns bisher noch nicht besuchen konnten, können stets online verfolgen, was im Garten passiert. Ob auf dem Blog oder auf Instagram, wir möchten viele fürs Gärtnern begeistern.

Unser gemeinsames Wissen, Erfahrungen und Ideen sind für alle online zugänglich und können auch für Dich Inspiration sein, Dir eigene grüne Ecken zum „gemeinsamen Wachsen“ mit Deinen Kindern zu schaffen.


Die Autorin des Artikels, Dr. Christina Sanko, arbeitet als Medienpädagogin bei Frauengesundheit in Tenever (FGT). Die Einrichtung betreibt seit mehr als 30 Jahren erfolgreiche Gesundheitsförderung für und mit Frauen* aus Tenever.

Anmerkung zur Sternchen-Schreibweise in diesem Text:
Was soll eigentlich der Stern * hinter Frauen? Für wen sind wir da? Wir benutzen den Stern hinter dem Wort Frauen*, um deutlich zu machen, dass Frauen* unterschiedlich und divers sind. Damit meinen wir unter anderem ihr Geschlecht, ihre Herkunft, ihre Religion, ihre sexuelle Orientierung, ihre Bildung, die finanzielle Situation der Familie.