10 hilfreiche Tipps für Notfallsituationen 

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Kinder sind voller Tatendrang, Neugierde und Abenteuerlust. Kinder wollen erfahren, probieren, riskieren – und das ist gut so! Doch nicht immer gelingen alle Experimente und schnell kann dies zu kleine Verletzungen, Wunden oder Unfällen führen.

Als Erste-Hilfe-Ausbilder beim DRK Kreisverband Bremen e.V. und echter Experte nennt Michael Freyhoff die wichtigsten Tipps, damit Eltern in Notfallsituationen schnell und richtig handeln können.

 

1) Möglichen Gefahren vorbeugen

Vorsicht ist besser als Nachsicht: Sind die Steckdosen sicher? Ist der Gartenteich abgedeckt? Sind die Putzmittel sicher verwahrt? Kann das Kind an die heiße Herdplatte gelangen? Zuhause gibt es viele Fallen und natürlich ist ein komplett kindersicheres Haus nicht möglich.

Aber wenn Eltern versuchen, alles aus der Perspektive ihres Kindes zu betrachten, kann man viele Gefahren vermeiden! Was weckt die kindliche Neugier, was ist zu leicht erreichbar und nicht gesichert? In Drogerien und Baumärkten gibt es viele Dinge, die das Haus und Wohnung sicher(er) machen.

>> Weitere gute Tipps für die Sicherheit im Alltag

2) Kleine Wunden und blauen Flecken gut versorgen

Wenn Kinder einmal auf der Nase landen, ist es meist nicht so schlimm wie es den ersten Anschein hat. Die gute Nachricht: Wenn Ihr Kind schreiend auf sie zugelaufen kommt, können Sie fast immer sicher sein, dass nichts gebrochen ist.

Bei Kratzern ist eine erste Wundversorgung, bei blauen Flecken eine sanfte Kühlung hilfreich. Wenn Sie eine Wunde mit einem normalen Pflaster versorgen können, müssen Sie in der Regel nicht einmal eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Eine liebevolle Umarmung oder ein Küsschen auf die verletzte Stelle von Mama, Papa, Tante Irmi oder dem großen Bruder ist eine ebenso wichtige „Versorgung“ bei Kindern.

3) Besser den Notruf 112 wählen

Wenn Ihr Kind aber nach einem Unfall mit dem Skateboard oder beim wilden Herumtoben den Arm oder das Bein nicht normal bewegen kann, wählen Sie die 112! Sorgen Sie dafür, dass ihr Kind nicht auskühlt und es sich nicht bewegt, wenn es dabei Schmerzen verspürt.

In der Willkommen in der Familie“-Notfall-Liste finden Sie wichtige Rufnummer für den Notfall, von der 112 über die Bremer Notfallambulanzen, der kinderärztliche Notfalldienst und die Bereitschaftsdienste in der Stadtgemeinde.

4) Fieber senken und abklären

Plötzlich auftretendes Fieber, manchmal auch mit einem Krampfanfall, zählt zu den häufigsten Notfällen. Zuhause sollten Eltern versuchen, das Fieber mit Wadenwickeln zu senken. Um die Ursache des Fiebers herauszufinden, sollte in jedem Fall die Kinderärztin bzw. der Kinderarzt aufgesucht werden, zunächst am besten in einem Telefonat oder per Videochat.

>> Wie man Wadenwickel bei kleineren Kinder anlegt, sehen Sie hier.

5) Impfungen nicht vergessen

Gegen viele sogenannte Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln, Keuchhusten und Kinderlähmung können Kinder heutzutage geimpft werden. Diese Infektionskrankheiten sind hochansteckend, können sich sehr schnell ausbreiten und schwere Folgen haben. Achten Sie daher auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und sprechen bei Fragen mit der Kinderärztin bzw. dem Kinderarzt.

>> Hier geht’s zum aktuellen Impfkalender (Robert-Koch-Institut)

6) Für Atemluft sorgen

Bei einer entzündlichen Erkrankung der Atemwege und damit verbundene Atemnot können Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Symptome ihres Kindes lindern, indem Sie für feuchte, kühle Luft sorgen. Das kann in den Abendstunden ein offenes Fenster, eine laufende Dusche im Badezimmer oder eine offene Kühlschranktür sein.

7) Ruhe bewahren

Notfälle mit Kindern sind immer eine Herausforderung – und das in mehrfacher Hinsicht. plötzlich gibt es mindestens zwei Personen, nämlich Kind und Elternteil (oder eine andere erwachsene Person) in einer für sie nicht normalen Situation. „Ruhe bewahren“ ist der oberste Grundsatz, auch wenn das für Eltern gar nicht so leicht ist. Kinder brauchen das Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit. Panik, Ängste und Aufregung der Eltern übernehmen Kinder leicht, was die Situation oft noch schwieriger macht.

8) In die Lage des Kindes versetzen

Die Besonderheiten der kindlichen Psyche stellen eine große Herausforderung in einer Notfallsituation dar. Kinder können die Perspektive nicht wechseln. Leicht beziehen sie das Geschehen auf sich. So kann bei der Angst vor den Schmerzen einer Verletzung auch noch die Angst vor einer Schuldzuweisung oder gar Bestrafung hinzukommen.

Erwachsenen Menschen ist meist schnell klar, wenn ein Rettungswagen kommt, dass es beispielsweise laut wird, dass es nach Desinfektionsmitteln riecht oder dass plötzlich eine fremde Person da ist, um zu helfen.

Wir nennen drei Beispiele, um Sie in die Lage eines Kindes zu versetzen:

  • „Was ist denn passiert?“ werde ich gefragt und denke nur: Bestimmt bin ich schuld und Papa ist sauer. Da sag ich lieber nichts.
  • „Tut dir etwas weh?“ werde ich gefragt und denke nur: Lieber sage ich nichts, denn als meine Freundin Maja gesagt, dass sie Bauchweh hat, musste sie ins Krankenhaus, wo eine Ärztin ihr dann den Bauch aufgeschnitten hat.
  • „Wie heißt du denn mit Nachnamen?“ werde ich gefragt und denke nur: Oh nein, die rufen Mama an und die schimpft dann, weil ich das neue Fahrrad kaputt gemacht habe.

Das sind Gedanken, die wir als Erwachsene schlecht nachvollziehen können, aber die bei Kindern einfach da sind. Reden Sie mit ihren Kindern über solche Situationen, um diesen Reaktionen entgegenzuwirken.

9) An die eigene Sicherheit denken

Zu guter Letzt noch der Hinweis, dass Sie bei einem Unfall an Ihre eigene Sicherheit denken und eine Unfallstelle mit allen erforderlichen Mitteln absichern.

10) Richtiges Handeln lernen

In einer Notfallsituation ist schnelles und besonnenes Handeln wichtig. Dies kann in einem Erste Hilfe-Kurs, speziell in einem Erste Hilfe am Kind-Kurs erlernt werden. Erfahrene Ausbilder*innen geben dort Tipps und Informationen und trainieren mit Ihnen praktisch lebensrettende Maßnahmen. Der DRK Kreisverband Bremen e.V. bietet regelmäßig diese „Erste Hilfe am Kind“-Kurse an.
>> Informationen, Kursangebot und Termine finden Sie hier


Michael Freyhoff ist beim DRK Kreisverband Bremen e.V. als Leiter Erste Hilfe-Ausbildung Ansprechpartner rund um die Erste Hilfe-Themen.